SUP Demokratie (er)leben

ZAHLEN & FAKTEN
Standort: Regio Imst
Projektträger: Verein Regionalmanagement Bezirk Imst
Fördersatz: 65% für Projekte zur Bewusstseinsbildung, Bürgerbeteiligung und Schirmprojekte
Projektlaufzeit: 13.10.2021 bis 31.07.2022


 

Was heißt Demokratie und was versteht man unter demokratischem Verhalten? All diese Fragen beantwortet ein Workshop für Schülerinnen und Schüler.

Ausgangssituation:

Die Menschen in Österreich haben in den vergangenen Monaten bedingt durch das neuartige SARS-CoV-2 vieles angenommen, akzeptiert und gehofft. Die Politik musste drastische Maßnahmen setzen und stellte das Leben nicht nur einer Generation, sondern mehrerer Generationen komplett auf den Kopf. Die Ältesten unter uns, wurden zu deren eigenen Schutz isoliert, die Jüngsten mussten sich einen geänderten Schulalltag anpassen, die Jugend sah sich zu einer neuen Tagesgestaltung mit fehlenden Strukturen gezwungen und das in dieser Phase so wichtige Sozialleben musste auf ein Minimum reduziert werden. Nicht zuletzt war oder ist ein Großteil der arbeitende Generation von Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit betroffen – einige hatten oder haben Glück und „durften“ ins Homeoffice. Am prominentesten in den Medien sind die Auswirkungen auf die Wirtschaft vertreten. Doch Corona hat nicht nur Auswirkungen auf die Wirtschaft, sondern vor allem drastische Auswirkungen auf das Zusammenleben. Viele dieser Veränderungen sind im öffentlichen Leben sichtbar, wie etwa die Masken, die Distanz schaffen, oder die neuen Verhaltensregeln in Punkto Begrüßungen, Geburtstagsfeiern, Veranstaltungen, Beerdigungen, die unser gewohntes gesellschaftliches Leben auf den Kopf stellen. Der größte Teil dieser Veränderungen ist aber nicht sichtbar und sofort greifbar, zahlreiches passiert im Hintergrund und ist ein schleichender aber zugleich nachhaltiger Prozess. Seien es Herausforderungen im Bildungsbereich, die sich vermutlich erst im heurigen Schuljahr zeigen werden, oder der Prozess der Vereinsamung, der bedingt durch Quarantänemaßnahmen oder Zugangsbeschränkungen zu einer zunehmenden Isolation und Entfremdung von Menschen führt.

Eine der vermutlich schlimmsten Entwicklungen, bedingt durch das Virus und die damit getroffenen Maßnahmen, ist der Verlust von Vertrauen in die Politik, sowie der Verlust in das Vertrauen auf demokratische Grundprinzipien. Ein Virus betrifft alle Lebensbereiche und hebelt gewohnte Strukturen teilweise aus. Den gesellschaftlichen Alltag, der über Jahrhunderte geregelt und entwickelt wurde, neu zu ordnen ist für die Politik, die Behörden sowie Expertinnen und Experten eine Mammutaufgabe. Durch die ständige Neubewertung der Situation, durch fehlende Erfahrungswerte und sich immer wieder ändernde Maßnahmen entstanden und entstehen Unsicherheiten und Orientierungslosigkeiten quer durch alle Generationen. Auch die Medienlandschaft, allen voran Social Media tragen wesentlich dazu bei. Dieser Wirrwarr an Informationen, Meinungen und Theorien führt insbesondere bei Teenagern zu einer Verunsicherung. In diesem Alter sind soziale Kontakte in Schulen, Familien und Peergroups, sowie die Auseinandersetzungen mit sich selbst und Anderen besonders wichtig für Meinungsbildung, Orientierung und Haltungen.

Aus diesem Grund machten sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schulsozialarbeit, das Büro Miteinand in Imst und das Integrationsbüro Gedanken über ein altersspezifisches geeignetes Angebot, welches den Jugendlichen den Erwerb von Strategien und Werkzeugen im Umgang mit dem gesellschaftlichen Wandel oder den Herausforderungen der Zeit ermöglicht. Basierend auf dem Leitbild zum Zusammenleben in Tirol (Gemeinwohl und Zugehörigkeit stärken) sollen den Jugendlichen im Rahmen eines Workshops die Grundwerte des demokratischen Zusammenlebens und des Gemeinwohls in Theorie, Praxis und anhand von gruppendynamischen Prozessen vermittelt werden. In Zusammenarbeit mit dem Regionalmanagement Bezirk Imst und dem Freiwilligenzentrum Bezirk Imst wurde das Vorhaben weiterentwickelt und soll im Rahmen eines Schirmprojekts auf die gesamte Region umgelegt werden. Basis dieses Projekts ist ein Workshop, der demokratische Werte vermittelt und auch auf die neue Gemeinwohlstrategie des Landes Tirol (Abt. Gesellschaft und Arbeit – Bereich Integration) eingeht.

Das Projekt:

Ziel des Vorhabens ist es demokratische Grundwerte durch Workshops sichtbar und erfahrbar zu machen. Konkret soll es im Rahmen der Workshops den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ermöglicht werden durch das persönliche Erleben einen eigenen und emotionalen Zugang zu den Themen Vielfalt, Demokratie und Toleranz zu erhalten. Durch diese Zugangsweise erhofft man sich, dass die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Haltungen und Konflikte differenzierter wahrnehmen und das WIR-Gefühl gesteigert wird. Als Zielgruppe wurde die dritte und vierte Klasse Unterstufe definiert.

Mehrwert für die Region:

Vielfalt, Toleranz und Demokratie sind Grundwerte auf denen unsere Gesellschaft fußt. Es ist von immenser Wichtigkeit, die Bedeutung dieser Werte bewusst zu machen und zu bestärken. Der Inhalt der geplanten Workshops ermöglicht den Jugendlichen, sich mit den Themen im Allgemeinen, aber auch im persönlichen Verständnis auseinanderzusetzen. Des Weiteren ermöglicht das Vorhaben, dass Jugendlichen voneinander und miteinander lernen. Begriffe wie Toleranz, Vielfalt, Zusammengehörigkeit und Solidarität werden mit Leben gefüllt. Die Verantwortung jedes Einzelnen für das Zusammenleben wird aufgezeigt. Darüber hinaus soll eine Sensibilisierung für den Bedarf an gemeinsamen Umgangsformen im Kontext zunehmender Diversität stattfinden.

Das Vorhaben trägt somit zum Kompetenzaufbau insbesondere von Softskills bei, derartige Skills sind nicht nur für das gesellschaftliche Zusammenleben, sondern auch für die berufliche Entwicklung der Jugendlichen von großer Bedeutung. Aus Sicht der Regionalentwicklung kann das Projekt zudem dazu beitragen, dass Teenagers zukünftig auch verstärkt an den Entwicklungen der Region teilhaben wollen, ein Mitspracherecht einfordern und die gesellschaftliche Vielfalt als Chance erkennen. Dies kann für die Region sehr fruchtbar sein und neue Wege eröffnen, nicht zuletzt ist ein verstärktes Engagement der Jugend auch ein angestrebtes Resultat der Lokalen Entwicklungsstrategie des Bezirks.

Abhängig vom Erfolg des Vorhabens würde die Schulsozialarbeit das Projekt im Rahmen ihrer Tätigkeit nachbearbeiten und somit nachhaltig verankern.

Text: Manuel Flür, Kirsten Mayr, Johanna Heumader-Schweigl

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